
Verbraucher, die im Süden des Landes leben, wird es freuen, Nordlichter hingegen bekommen in der eigenen Geldbörse zu spüren, dass es große Strompreisunterschiede hierzulande gibt. Schuld daran sind u.a . die Netzentgelte.
Die drei Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben sich erneut dafür ausgesprochen, Deutschland in verschiedene Preiszonen beim Strom aufzuteilen. So soll in puncto Stromkosten mehr Gerechtigkeit durchgesetzt werden.
Strompreis hängt stark von Stromnetzentgelte ab
Die Stromnetzentgelte muss jeder Verbraucher zahlen – zunächst an seinen jeweiligen Stromanbieter, der die Gebühr selbst an die Betreiber der Stromnetze entrichten muss. Doch es gibt keinen Einheitspreis für alle Versorgern, sondern große Unterschiede zwischen Nord und Süd, Ost und West.
Und da die Netzentgelte rund 35,6 % des Strompreises ausmachen, sind hier starke Schwankungen im Preis möglich.
Die Tarifexperten von remind.me haben nachgeschaut: In Mecklenburg-Vorpommern mussten Verbraucher im vergangenen Jahr ein Netzentgelt von durchschnittlich 352 Euro netto zahlen (bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh) – in Schleswig-Holstein sogar 413 Euro. In Niedersachsen waren es 296 Euro und in Bayern 278 Euro. Als Berechnungsgrundlage wurde ein durchschnittlicher kWh-Preis von 32,5 Cent angenommen (Stand: Oktober 2021).
Wieso gibt es unterschiedliche Netzentgelte?
Laut der Bundesnetzagentur zählen zu diesen Faktoren etwa die Dichte der Industriebetriebe im jeweiligen Bundesland, ebenso die Bevölkerungsdichte, aber auch die “Integrationskosten der Erneuerbaren Energien” (lesen Sie hier, wie hoch die Netzentgelte in Ihrer Region sind).
Die Netzentgelte beruhen übrigens auf der sogenannten Erlösobergrenze, die von den Regulierungsbehörden für jeden Netzbetreiber berechnet und festgelegt wird.
Verschiedene Volkswirte in Deutschland sind sich bereits seit Jahren sicher, dass die Einführung von mehreren Stromhandelszonen in Deutschland einen volkswirtschaftlichen “Wohlfahrtsgewinn” von rund einer Milliarde Euro ermöglichen würde, der den Stromverbrauchern zugutekäme.
Bayern plädiert auf Strompreisdeckel
Die norddeutschen Länder kritisieren, dass es nicht sein kann, dass Länder, die einen hohen Anteil am Ausbau der erneuerbaren Energien (wie Niedersachsen) schultern, die höchsten Strompreise verkraften müssten.
Bayerns Regierung will mit anderen Mitteln die steigende Kosten für Verbraucher eindämmen und fordert einen Preisdeckel für Strom (und auch Gas) und die Übernahme der darüber hinaus gehenden Kosten aus dem Bundeshaushalt. Eine Debatte im “Klein-Klein über Netzentgelte und Strompreiszonen” hält Bayern für wenig hilfreich.