Gaskraftwerk
Gaskraftwerk an der Donau (Credit: Dagoberta/pixabay)

Wenn sich der Gaspreis erhöht, schnellt auch der Strompreis in die Höhe. Dies will die EU-Kommission jetzt aber ändern und die Merit-Order reformieren. Was das ist, erfahren Sie hier.

Obwohl mehr als 40 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen* stammt, hängt der Preis für den an der Strombörse gehandelten Strom direkt am Gaspreis.

Der Strompreis hängt direkt mit dem Gaspreis zusammen

Der Grund: Das sogenannte Merit-Order-Prinzip. Demnach bestimmen stets die Produktionskosten des teuersten Kraftwerks darüber, wie hoch der Preis für allen erzeugten Strom ist.

So funktioniert das Prinzip:  Zunächst werden die günstigsten Stromanbieter wie Solar-, Wind- und Wasserkraft an den Markt gebracht. Den ersten Zuschlag bekommt das Kraftwerk mit den niedrigsten Grenzkosten. Der Zweitgünstigste erhält den Zuschlag. Wird der aktuell benötigte Strombedarf dadurch aber nicht abgedeckt, werden weitere Kraftwerke zugeschaltet.

Die Kosten beim teuersten Anbieter bestimmen den endgültigen Börsenpreis für alle

Die zurzeit mit Abstand teuerste Stromquelle ist Gas.  Somit sorgt die Preisexplosion beim Gas dafür, dass es auch eine Preisexplosion beim Strom gibt.

Bei der Reform sei es das Ziel, dass die Verbraucher (und auch die Industrie) stärker davon profitieren, dass erneuerbare Energien günstiger produzieren.

Ein Beispiel einer Merit-Order

Schritt 1: Ein Solarkraftwerk bietet einem Stadtwerk seinen erzeugten Strom für 9 Cent pro kWh an. Wenn der angebotene Strom aber nicht die Bedürfnisse deckt, muss ein weiteres Kraftwerk hinzugezogen werden

Schritt 2: Das kann beispielsweise ein Kohlekraftwerk sein, der seinen produzierten Strom für 22 Cent pro kWh anbietet (dies sind bereits 13 Cent mehr als beim Solaranbieter). Wenn der vom Kohlekraftwerk angebotene Strom immer noch nicht für die Abdeckung ausreicht, kommt das nächste Kraftwerk ins Spiel – und das sind Gaskraftwerke

Schritt 3: Ein Gaskraftwerk bietet seinen Strom für beispielsweise 32 Cent pro kWh an. Erst jetzt wird der Bedarf, den das Stadtwerk angemeldet hat, gedeckt. Somit muss dieses Stadtwerk den Preis von 32 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Das Fatale: Es ist dabei egal, aus welcher Quelle der Strom stammt. 

Daniel Engelbarts
„Das letzte und zugleich teuerste Kraftwerk bestimmt den Strompreis – ausbaden müssen das die Verbraucher:innen hierzulande.”

„Unsere Regierung greift aktuell (noch) nicht in diesen Preisbildungsmechanismus ein. Somit können Kraftwerkbetreiber weiterhin enorme Gewinne einfahren,” so Daniel Engelbarts, Mitgründer von remind.me und Verbraucherexperte.

„Das hat zwei Jahrzehnte an sich auch gut geklappt, doch seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und den damit drastisch gestiegenen Stromkosten eben nicht mehr.”

*weitere 19 Prozent aus Braunkohle und knapp 12 Prozent aus Atomkraft.


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